Deutschland und Israel: Eine Freundschaft, die wir als Geschenk annehmen

Die ersten Schritte auf dem Weg von einer tastenden Annäherung unserer Länder zur heutigen vertrauten deutschisraelischen Freundschaft waren gerade für unsere israelischen Freunde nicht einfach. Wie sollte man mit diesem Deutschland und diesen Deutschen umgehen? Meinen sie es ernst mit uns?
Es fiel vielen Menschen im jüdischen Staat Israel zunächst schwer, Vertrauen zu fassen zu Deutschland als dem Land, von dessen Vorgängerstaat unfassbares Leid über die Menschheit und ganz besonders über die Juden gebracht worden war. Es gab auch viel Widerstand gegen jede Annäherung an das Land, aus dem die meisten Täter kamen. Doch fanden sich im jungen Israel Mutige, die bereit waren, sich Deutschland und den Deutschen gegenüber zu öffnen und darauf zu vertrauen, dass sie aus der Geschichte gelernt haben, dass man trotz der erst kurz zurückliegenden schrecklichen Ereignisse eine gemeinsame Perspektive miteinander entwickeln könne. Junge Deutsche erlebten in israelischen Kibbuzim, welche Hoffnung man dort in sie setzte. Dass ihnen nicht Schuld an den Verbrechen des NS-Staats zugewiesen wurde, wenngleich natürlich Verantwortung für die Zukunft. Die menschliche Größe, für solchen Vorschuss an Vertrauen in der israelischen Gesellschaft zu werben, hatten bereits viele Gründungspersönlichkeiten des Staates Israel gezeigt, wie etwa David Ben Gurion und Schimon Peres. Nicht nur an sie erinnern wir uns daher in großer Dankbarkeit. Israels Politiker der ersten Stunde bewiesen auf diesem langen Weg Haltung auch in schwierigen Momenten: So fiel es der damaligen Außenministerin Golda Meir 1965 sichtlich nicht leicht, als ersten Botschafter Deutschlands in Israel einen ehemaligen Wehrmachtsoffizier zu begrüßen. Auch in Deutschland fanden sich kluge Köpfe und überzeugende Persönlichkeiten, die hier im Land der deutsch-israelischen Annäherung den Weg bereiteten. Nach der ersten persönlichen Begegnung David Ben Gurions und Konrad Adenauers in New York im März 1960 waren es Politiker wie Willy Brandt, Hans Koschnick und die Brüder Hans-Jochen und Bernhard Vogel, die sich – ohne persönliche Schuld – der historischen Verantwortung für die Gräuel der Schoah stellten. Aber ebenso wichtig waren die vielen Bürgerinnen und Bürger ohne Mandat oder Amt, aber guten Willens und großer Zuversicht, die vom ersten Tag an engagiert an der Entwicklung der deutsch-israelischen Beziehungen mitwirkten.

Wir freuen uns sehr, dass wir immer noch eine ganze Reihe unserer Gründungsmitglieder als Zeitzeugen der ersten DIG-Jahre unter uns wissen. Sie sind uns mit ihren Erinnerungen und als Quelle der Zuversicht und Ermutigung besonders wertvoll. Leider gehört das Wissen um historische Dimensionen des deutsch-israelischen Verhältnisses heute nicht mehr so selbstverständlich wie früher zur Allgemeinbildung. Deshalb breitet sich ein einseitiges Bild Israels in Deutschland aus, was uns sehr besorgt machen muss. Es liegt an uns allen, immer wieder deutlich zu machen, welch großes Geschenk es ist, dass Israel und die Israelis uns Deutschen die Hand reichten. Mit Blick in die Zukunft freuen wir uns daher sehr über unsere vielen jungen Mitglieder, die ihren Weg zu uns gefunden haben. Mit Dank und Respekt begegnen wir ebenso den vielen Mitgliedern, die uns seit vielen Jahren und oft sogar Jahrzehnten die Treue halten. Uns eint der Wunsch, die Freundschaft mit Israel aktiv zu leben und weiter zu entwickeln, auch gemeinsam mit unserer israelischen Partnerorganisation. Und wir freuen uns über immer mehr junge Israelis, die nach Deutschland kommen und vielfach auch für lange Zeit bleiben. Sich durch Mitgliedschaft und Engagement in der DIG und einer ihrer regionalen Arbeitsgemeinschaften zur deutsch-israelischen Freundschaft zu bekennen, ist manchmal angesichts von durch Fehlinformationen irregeleiteten Kritikern nicht einfach. Doch wir können dem überzeugend begegnen. Die jährlich an vielen Orten in Deutschland veranstalteten Israel-Tage sind von Freude und Heiterkeit geprägt. Unser Engagement fordert nicht nur, sondern es gibt auch Kraft, weil wir nicht alleinstehen, sondern zusammenhalten. Wir gewinnen sie aus schönen Erlebnissen, spannenden Begegnungen und interessanten Veranstaltungen in der DIG. Zum Gelingen unseres auch weiterhin so wichtigen Anliegens durch Zusammenhalt und Mut beizutragen sind alle heutigen und künftigen Mitglieder der Deutsch-Israelischen Gesellschaft herzlich eingeladen.

Schalom.