Eine VA der AG BODENSEE-REGION
In den Weiten des Weltraums gibt es weitaus mehr Jüdisches als Vulkanier , die ihr Gegenüber mit dem Segen der Cohanim zu grüßen pflegen: Im erstmals 1933 veröffentlichten Zukunftsroman des später von den Nazis ermordeten Reformrabbiners Martin Salomonski gibt es beispielsweise kaum mehr Juden in Berlin, auf dem Mond dagegen eine jahrtausendealte Population jüdischer Ausgewanderter und Geflohener – womit die Frage nach den Über/Lebensweisen jüdischer Gesellschaften gerade im Extraterrestrischen verhandelt wird.
Dabei vermerkte schon Hannah Arendt, dass man vor Antisemitismus nur noch auf dem Mond sicher sei und es sich als gefährlicher Wahn erwiesen habe, die Antwort auf ihn allein im Aufbau Palästinas zu sehen (Arendt 1941). Ob auf dem Mond oder einem anderen Himmelskörper: ›Diaspora‹ lässt sich wohl kaum konsequenter, populärer und anschaulicher als in solch einem galaktischen Maßstab denken und erzählen.
„Lena Kugler ist Autorin und habilitierte Literaturwissenschaftlerin, die momentan an der Universität Konstanz lehrt. Neben der extraterrestrischen Diaspora liegen ihre Forschungsschwerpunkte in der Auseinandersetzung mit der Wissensgeschichte der Tiere und den literarischen Darstellungsformen ökologischer Konzepte. Als letztes erschienen von ihr Die Zeit der Tiere. Zur Polychronie und Biodiversität der Moderne (Konstanz University Press 2021) und, gemeinsam mit Roland Borgards und Mira Shah, Pazifische Passagen. Ein Insularium des Großen Ozeans (Wallstein Verlag 2023).“
Nach Ende des Vortrags gibt es Gelegenheit zum Gespräch mit der Referentin.