Dienstag, 05.09.2023, 19:00 Uhr
Buchhandlung Weltenleser, Oeder Weg 40, 60318 Frankfurt am Main
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Wiederholt sich Geschichte? Angesichts der aktuellen Ereignisse liest Marko Martin vermeintlich »alte« Bücher neu und entdeckt beunruhigende, aber auch erhellende Parallelen.
Hatten die Schriftsteller Friedrich Torberg und Hans Habe nicht bereits 1938 die Schrecken des Kommenden feinnervig erspürt und in Romanen beschrieben? Hatten nicht zwei so unterschiedliche Essayisten wie Hermann Broch und Ludwig Marcuse die rechts- wie linksideologischen Manipulationen ihrer Zeit luzid durchschaut? Hatte die deutschsprachige Prager Schriftstellerin Alice Rühle-Gerstel in ihrem mexikanischen Exil einen behäbigen westlichen Liberalismus nicht ebenso präzis analysiert wie die mörderischen Machttechniken des Stalinismus? Hatte nicht selbst in der DDR Stefan Heym vermocht, den herrschaftskritischen Intellektuellen zum Protagonisten seiner Bucher zu machen? Und war nicht sogar die angepaßtere Anna Seghers in ihren karibischen Novellen zu einer Art literarischer Pionierin postkolonialen Schreibens geworden?
Hilde Spiel, Primo Levi, Fritz Beer oder Hermann Broch – sie alle waren säkulare jüdische Schriftsteller, luzide Ketzer anstatt wirrköpfige Querdenker, die, oft unter großem persönlichen Risiko, ihre Zeit beschrieben und uns noch heute viel zu sagen haben.
Marko Martins neues Buch knüpft an sein hochgelobtes „Dissidentisches Denken“ an, ist eine Erinnerung an tapfere Menschen und gleichzeitig Einladung, durch Lektüren unsere gegenwärtigen Debatten zu erweitern.