Eine VA von DIG JUNGES FORUM BERLIN UND BRANDENBURG.
Filmvorführung Plan A (2021, Regie: D. und Y. Paz) und anschließende Diskussion mit Monty Ott (Publizist).
Dam Yehudi Nakam [Das jüdische Blut wird gerächt werden] lautete das Motto der Gruppe um den Widerstandskämpfer und Dichter Abba Kovner um 1945. Nakam (Rache) war das Ziel, aber wie? Plan A: 6 Millionen Deutsche sollten kurz nach Ende des 2. Weltkriegs vergiftet werden. Das Ziel: Die Shoah vergelten, bloß nicht Opfer bleiben und das Grauen der antisemitischen Vernichtung rächen. Plan A scheiterte, auch Plan B, möglichst viele gefangene Soldaten der SS zu vergiften, versagte.
Im Spielfilm Plan A (2021) von Doron und Yoaz Paz wird die Geschichte von Nakam erzählt und zum ersten Mal einer breiteren deutschen Öffentlichkeit bekannt. Jüdische Rache dringt über die Popkultur in den deutschen Gedenkdiskurs. Ein Novum, bedenkt man, dass das Thema der Rache über Jahrzehnte verdrängt wurde.
Noch in der Nachkriegszeit spielte Rache durch jüdische Überlebende der Shoah eine zentrale Rolle als antisemitischer Topos der Schuldabwehr. In der bundesrepublikanischen Erinnerungsdebatte über den Nationalsozialismus seit den 1980er Jahren wurde die Schuldabwehr neu besetzt: Die öffentliche Thematisierung deutsch-jüdischer Geschichte wurde auf eine Opfer- und Verfolgungsgeschichte reduziert – Rache blieb tabu. Das Gedenkspektakel erhob die Überlebenden zu moralischen Instanzen, denen die Rolle der Versöhnung und Annäherung bis heute zugeschrieben wird.
Im Anschluss an eine Vorführung des Films Plan A (2021) diskutiert Marco Siegmund (Junges Forum Berlin) den Film in Bezug auf den deutschen Erinnerungsdiskurs, Opfernarrative und Schuldabwehr mit Monty Ott.
Die Teilnahme ist kostenlos.