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Israels Sicherheit als deutsche Staatsräson bleibt der Auftrag – 60 Jahre deutsch-israelische Beziehungen

60 Jahre deutsch-israelische Beziehungen – eine nüchterne und ehrliche Betrachtung
DIG startet Social-Media-Kampagne 

Am 12. Mai 2025 jährt sich die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel zum sechzigsten Mal. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) würdigt diesen Tag als wichtigen Meilenstein – und zugleich als Anlass zur kritischen Reflexion. Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), erklärt:

Die Deutung, dass Israels Sicherheit deutsche Staatsräson ist, ist eine wichtige Konsequenz aus unserer historischen Verantwortung und aus 60 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel. Dass dies heute von allen demokratischen Parteien getragen wird, ist eine wichtige Errungenschaft. Dies muss den Bürgern aber stärker vermittelt werden und eine alltägliche außenpolitische Praxis sein.


Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor 60 Jahren war ein historischer Schritt, der nach der Shoah zunächst kaum vorstellbar erschien. Doch das Bild von einer „Versöhnung“ ist unangemessen, wenn dies auch von der deutschen Politik immer wieder postuliert wird, weil man Absolution suchte.


Wir gedenken in diesem Monat dreier Daten:
1. 80 Jahre Sieg der Alliierten über das nationalsozialistische Deutschland, die Befreiung der Opfer des Nationalsozialismusund das Ende der Shoah.
2. Der Gründung der Montanunion vor 75 Jahren.
3. 60 Jahre diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel.


Diese sind miteinander verbunden: Die deutsche Verantwortungsübernahme gegenüber Israel und die supranationale Integration Deutschlands in der Montanunion war Voraussetzung für den Eintritt der Bundesrepublik Deutschland als Mitglied in die Staatengemeinschaft und als Partner in das westliche Bündnis.


Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Jahre 1965 war nicht Ergebnis eines gelungenen Verarbeitungsprozesses. Sie war das Produkt intensiver diplomatischer Bemühungen im Kontext des Kalten Krieges, des deutschen Bestrebens die internationale Isolation des Nachfolgestaates der NS-Herrschaft zu überwinden und sicherheits- und wirtschaftspolitischer israelischer Nöte und Interessen.


Das Luxemburger Abkommen von 1952, auf dem die diplomatischen Beziehungen aufbauten, war im Kern ein politisches Tauschgeschäft: finanzielle Entschädigung gegen internationale Rehabilitierung. Für viele Überlebende der Shoah war dieser Schritt schmerzhaft und hochumstritten – für den jungen Staat Israel jedoch ein zentraler Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilisierung und auch zu seiner militärischen Resilienz.


Die deutsch-israelischen Beziehungen sind heute vielschichtig und lebendig – politisch, kulturell und zivilgesellschaftlich. Gleichzeitig stehen sie unter erheblichem Druck: Der Antisemitismus in Deutschland nimmt besorgniserregend zu. Israel sieht sich auf allen Ebenen zunehmender Anfeindung ausgesetzt.
Die Bedeutung unserer politischen Beziehungen zu Israel muss von demokratischen Parteien und Politikern aktiver erklärt werden. Das zeigen auch die aktuellen Zahlen der Bertelsmann-Stiftung. Und sie muss auch tagesaktuell durchbuchstabiert werden.


Wer heute an 60 Jahre deutsch-israelische Beziehungen erinnert, muss die daraus erwachsende Verantwortung in den Mittelpunkt stellen. Das Bekenntnis zur deutschen Staatsräson – also zur besonderen Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit und Existenz Israels –  verlangt konkrete Taten:
  • bei Rüstungsexporten, wenn Israel seine Selbstverteidigung sichern muss;
  • im Umgang mit internationalen Organisationen, wenn diese versuchen, Israel einseitig zu verurteilen;
  • in der klaren Ablehnung von Zahlungen an Organisationen wie UNRWA, die Antisemitismus und Terror befördern;
  • und in einer konsequenten Iran-Politik, die die atomare Aufrüstung des Regimes verhindert.

Begleitend zum Jahrestag startet die DIG eine Social-Media-Kampagne unter dem Motto „60 Jahre – 60 Beiträge“

Von Mai bis Dezember 2025 werden auf den Social Media Kanälen der DIG regelmäßig Beiträge zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen veröffentlicht – darunter Archivmaterial, Zeitzeugenstimmen und interaktive Formate. Die Kampagne zielt darauf ab das Verständnis für die historische Tiefe und aktuelle Bedeutung dieser besonderen Beziehung zu vertiefen und insbesondere junge Menschen dafür zu gewinnen.